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Worüber du nicht sprechen kannst, darüber kannst du schreiben

„Wenn man nicht (mehr) darüber sprechen will oder kann, schreibt man es aus dem Kopf und von der Seele. Papier ist geduldig, wenn man es selbst vielleicht nicht mehr ist. Belastende Gedanken, die unablässig kreisen, Situationen, die einen immerzu beschäftigen sowie eine Ansammlung von Erledigungen, Erlebnissen und Erfolgen, kann man „bändigen“, indem man sie zu Papier bringt.“

Dies ist der Einleitungstext zu meinem VHS-Kurs zum Thema „Schreiben als Selbsthilfe – Aus dem Kopf und von der Seele schreiben“ (Saison Herbst 2024 bis Sommer 2025). Mach doch gerne mit!
Ich freue mich, wenn wir uns dort sehen und einige Worte gemeinsam zu Papier bringen. Falls du das liest, weit nach dem die Saison vorbei ist, und du hast ebenfalls Interesse an diesem Kurs, sprich mich gerne dazu an oder schreib mir eine E-Mail an lidija@lidijatesche.de.

Und falls du dich jetzt fragst, wozu das gut sein soll, schreibe ich gerne etwas dazu.

Sprachlos?

Es kann verschiedene Gründe geben, warum es uns – im wahrsten Sinne des Wortes – die Sprache verschlagen kann. Und wenn wir die Worte nicht los werden können, können Sie uns wie dicke, fette Steinbrocken auf dem Herzen liegen, auf der Seele brennen und im Kopf herumgeistern. Und das kann ganz schön belastend oder wenigstens lästig sein.

Kennst du Situationen, in denen dir keine passende oder schlagfertige Antwort einfällt, aber kaum bis du wieder allein, dann fallen dir ein Tausend Erwiderungen ein? Aber dann ist die Person nicht mehr da und vielleicht kommt die Chance nie wieder. Bisher hast du alles wieder hinuntergeschluckt und konntest es nicht loswerden. Aber in diesem Artikel und vor allem in meinem Kurs zeige ich dir, wie du dir doch noch Luft machen kannst.

Die Macht der Worte

Worte haben Macht. Sie können Unglaubliches bewirken. Da müssen wir „nur“ auf die eine oder andere bekannte Rede zurück blicken. Denkt z. B. an Martin Luther King „I have a dream. …“ Aber auch ungesagte Worte können Mächtiges bewirken. Und das nicht immer zum Guten.

Hast du schon mal erlebt, dass nach einem (heftigen) Streit keine klärende Aussprache stattgefunden hat? Wie hat sich das angefühlt? Ich kann nur aus meiner Erfahrung heraus vermuten, dass es kein besonders angenehmes Gefühl sein konnte. Selbst wenn du der Aussprache gezielt aus dem Weg gehst, dürfte sich kein Gefühl der Erleichterung einstellen. Die Worte wollen raus und machen es dir so unbequem wie möglich, wenn du sie für dich behalten willst.

Nichts ist unmöglich

Manchmal ist eine Aussprache einfach nicht mehr möglich. Das Gegenüber wohnt vielleicht inzwischen zu weit weg oder ist gar verstorben. Was soll ich dann machen, denkst du? Natürlich einfach alles aufschreiben!

Ganz ungefiltert kannst du dir alles „aus dem Kopf und von der Seele schreiben“! Denn es ist so, wenn wir die Gedanken nur im Kopf behalten, dann kreisen sie unentwegt herum und haben mehr Macht über uns, als ihnen zustehen sollte. Aufgeschrieben können die Worte zunächst mal zur Ruhe kommen und auch unser Kopf kann zur Ruhe kommen. Die Worte wurden auf das Papier „gebannt“ und können uns erstmal nicht wieder entwischen. Es sei denn wir wollen das. Aber jetzt haben wir Kontrolle darüber, ob und wann die Worte von einer anderen Person gelesen werden sollen.

Und selbst, wenn die Person aufgrund von Krankheit oder Tod gar nicht mehr in der Lage ist, die Worte zu lesen oder zu hören, kann der Schreibprozess einem Abschied gleichkommen. Ich wiederhole es gerne: Worte haben Macht. Und: Worte können heilsam sein.

Wo kommt die Idee eigentlich her?

Mit der Erfindung der Schrift selbst, aber auch davor – z. B. in Form von Höhlenmalereien – haben Menschen ein Mittel gefunden, um sich (auch kreativ) auszudrücken. Sie erzählten Geschichten, die in ihrem Leben wichtig waren und bedeutende Rollen spielten. Sie gaben damit auch ein Stück von sich preis, machten sich verletzlich, konnten aber auch heftige Erlebnisse (kreativ) verarbeiten.

Es gibt verschiedene Entwicklungen, die das Schreiben auch therapeutisch nutzen. Der US-amerikanische Psychologe, Professor James W. Pennebaker, kann als einer der wichtigsten Menschen genannt werden, die das therapeutische Schreiben in den USA etabliert haben. Es gibt von ihm Literatur, die sich mit der methodischen Herangehensweise beschäftigt, wie man an das therapeutische Schreiben herangehen sollte.

Pennebaker hat mehrere Studien durchgeführt, in denen zur Wirksamkeit des therapeutischen Schreibens geforscht wurde – mit wirklich erstaunlich positiven Ergebnissen. Inzwischen ist diese Methode im englischsprachigen Raum therapeutisch anerkannt und sehr verbreitet.

Im deutschsprachigen Raum kann man an dieser Stelle u. a. Silke Heimes nennen. Auch sie ist Autorin mehrerer Ratgeber, die sich mit der Thematik „therapeutisches Schreiben“ beschäftigen. Allerdings ist in unseren Landen weder die Forschung noch die Verbreitung der Methode besonders fortgeschritten. Nichtsdestotrotz können wir ungeachtet dessen, die Methode – gemeinsam oder jeder für sich und solange es gut tut – nutzen.

Und was schreibt man da so?

Die verschiedenen Möglichkeiten alle hier aufzuzählen und im Detail zu erklären, würde absolut meinen Rahmen sprengen, aber einige möchte ich gerne nennen, die ich ganz nützlich finde und die man auch ohne große Anleitung ausprobieren kann.

  • Tagebuch (klassisch, täglich oder in einem individuellen Rhythmus)
  • Journaling – eine eher modernere Tagebuch-Variante, die mit spezifischen Fragestellungen arbeitet
  • Bullet-Journal – kann viele Formen haben, von To-Do-Liste, Erfolgsliste, oder zu anderen beliebigen auch gemischten Themen
  • Reisetagebuch – ist eigentlich selbsterklärend: beschreibe deine Reise
  • Morgenseiten / Abendseiten – hier einfach ganz früh oder spät am Tag 30 Minuten schreiben, ohne den Stift abzusetzen (egal was!)
  • Gedichte – z. B. Haiku
  • expressives Schreiben – schreib deine innersten Gedanken und Gefühlen auf
  • kreatives Schreiben – denk dir einfach eine „Geschichte“ aus
  • biographisches Schreiben – schreib etwas über dein Leben

Eigentlich gibt es keine Grenzen. Alle diese Formen können separat, aber auch in Mischformen genutzt werden und es gibt noch eine Menge anderer Möglichkeiten, wie man sich den eigenen Themen schreibend widmen kann. Es ist eine Reise, die auf jeden Fall voll kreativer Überraschungen sein wird. Und wenn du dich wirklich darauf einlassen möchtest, kann du viel über dich lernen, viel an dir entdecken und dich viel besser kennenlernen.

Und was passiert mit dem Geschriebenen?

Es kann alles oder nichts damit passieren. Mach damit, was sich gut anfühlt. Du kannst den Text liegen lassen, begraben, als Schiffchen „ziehen lassen“, auf eine Art deiner Wahl vernichten (bitte achte darauf niemanden zu gefährden), in eine Schublade oder Kiste legen, jemandem vorlesen, in eine Zeitkapsel legen und vergraben, jemandem per Post senden, veröffentlichen…

Hast du Lust aufs Schreiben bekommen? Dann begrüße ich dich gerne in einen meiner Kurse! Und wenn du es erstmal für dich allein ausprobieren möchtest, ist das auch absolut in Ordnung. Wenn du magst, freue ich mich, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilst.

Hinterlasse mir gerne einen Kommentar oder schreib mir eine E-Mail (lidija@lidijatesche.de), falls du Fragen, (Themen)Wünsche, Anregungen oder Kritik an und für mich hast.

Ich freue mich sehr von dir zu lesen.

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