Als ich von der Blogparade „Spürst Du Dich schon oder rödelst du noch?“ von Renata Mauz las, war in mir sofort der Impuls da, dass ich dazu gerne einen Artikel schreiben möchte. Das Thema gehört (ebenfalls) zu meiner Entwicklung und wie ich damit umgegangen bin. Deswegen möchte ich meine Ansichten dazu auch unter diesem Aspekt mit dir teilen.
Gefangen im Hamsterrad?
Bist du auch gefangen im Hamsterrad, …
- weil du von innen nur die Karriereleiter siehst, die du so dringend erklimmen möchtest?
- weil du immer noch einen Termin mehr schaffen möchtest?
- weil du auch noch den erbetenen Kuchen für die Mitbringparty backen sollst?
- weil du denkst, wenn du es nicht machst, machte es sonst niemand?
- weil du dich für alles zuständig fühlst?
Glaub’ mir, ich kenne das zu gut. So geht es mir auch heute noch manchmal. Und früher war ich leider sogar ständig so unterwegs. Mir ist es unglaublich schwer gefallen „Nein“ zu sagen. Ich dachte, dass das einfach nicht geht. Ich hätte lieber bis mitten in der Nacht Kuchen gebacken, als (freundlich) abzulehnen.
Heute weiß ich, dass das der sichere Weg ist, um die eigenen Energiereserven vollständig zu erschöpfen. Im schlimmsten Fall sogar bis zum Burnout. Damit mir das nicht (mehr) passiert, habe ich einige Dinge radikal geändert. Wenn ich denke, etwas schaffe ich nicht – selbst, wenn eine kleine Lücke da wäre, ich jedoch Zweifel habe – lehne ich lieber freundlich ab. Stattdessen biete ich eine Alternative an. Beispielsweise kann ich einen Kuchen kaufen oder ich bringe etwas mit, was ich vielleicht nicht vorbereiten muss.
Und falls du dich das jetzt fragst: Ein „Nein“ ist nicht egoistisch. Es ist eine Grenze, die uns selbst schützt. Sie ist sinnvoll, damit wir uns nicht über unsere Reserven hinaus verausgaben. Und sie ist wichtig, damit wir klar trennen können: zwischen innen und außen, zwischen allem, was wir wollen, was uns gut tut und was eben nicht.
Und Renata schreibt in ihren eingenen Blogartikel „Selbstfürsorge ist ein mutiges Nein – und ein Ja zu Dir selbst.“ Genau so sehe ich das auch.
Immer in Bewegung – aber wohin eigentlich?
Kennst du das Gefühl, ständig beschäftigt zu sein – aber nie wirklich präsent? Als ob du gar nicht da wärst? Dein Kalender ist zu voll, dein Kopf noch viel voller, und dein Körper funktioniert notdürftig irgendwie mit. Du erledigst, planst, reagierst. Und irgendwann fragst du dich nur noch: Wo bin ich eigentlich geblieben?
Und so „rödelst“ du durch den Tag, und den nächsten, und nächsten… funktionierst im Autopilot-Modus. Doch je mehr du tust, desto weniger spürst du dich selbst. Die innere Verbindung ist kaum noch vorhanden. Manchmal scheint es, als sei sie komplett abgerissen. Und genau hier beginnt meine Einladung: Anhalten. Hinspüren. Regulieren. Und schreiben.
Spüren statt strampeln
Spüren heißt nicht, dass du sofort weißt, wie es dir geht. Es heißt erstmal, dass du bereit bist, hinzuhören – hinzuspüren. Dass du dir Raum gibst. Und Zeit. Für viele ist das unbequem. Denn sobald es still wird, klopft das an, was wir sonst wegschieben und lieber verdrängen: Erschöpfung, Überforderung, Zweifel. Doch genau dort beginnt Veränderung. Schreiben ist für mich oft der erste Schritt raus aus dem inneren Lärm. Ein ehrlicher, ungeschönter Blick nach innen. Manchmal tut es weh. Trotzdem bringt es oft genau das, was ich brauche: Klarheit. Ruhe. Nähe zu mir selbst.
Aber es gibt auch Momente in denen mir das nicht so einfach gelingt. Wenn ich zu unruhig bin, meine Gedanken vielleicht zu fahrig sind. Dann kann es mir helfen, erst einen Spaziergang in der Natur zu machen. Mir reichen schon 5 bis 10 Minuten. Rausgehen, Bewegung, frische Luft. Alternativ mache ich eine Regulations- oder Atemübung und gebe mich direkt danach dem Schreiben hin. Das ist für mich eine unschlagbare Kombination.
Achtsamkeit und Selbstfürsorge
Du musst nicht meditieren können, um bei dir anzukommen. Du brauchst kein perfektes Morgenritual und auch keine Yogamatte. (Aber wenn dir das gut tut, dann mache gerne mehr davon!)
Alles, was du wirklich brauchst, ist ein Moment für dich, in dem du achtsam in dich hineinhörst und hineinspürst. Das kann sehr unterschiedlich und individuell sein. Vielleicht ist es für dich Yoga, vielleicht eine Atemsession oder einfach nur Papier und ein Stift.
Schreiben ist mein Weg, mich zu spüren – bewusst, klar und ohne Druck. Einfach ein Moment der Achtsamkeit und Selbstfürsorge. Ich frage mich: Wie geht’s mir gerade wirklich? Und ich lasse zu, was da ist. Ohne Bewertung. Ohne To-Do-Liste. Nur ich und die Worte. Vielleicht möchtest du es auch probieren? Schreib einfach los – 5 Minuten, ehrlich, roh. Es verändert mehr, als du denkst.
Was du verlieren und was gewinnen könntest
Wenn du aufhörst zu rödeln, könntest du etwas verlieren: das Gefühl, „produktiver“ zu sein als alle anderen. Den Stolz darauf, alles gleichzeitig zu schaffen. Die scheinbare Kontrolle.
Aber was du gewinnst, ist viel wertvoller: Verbindung. Zu dir selbst. Zu deinen Gefühlen und Bedürfnissen. Zu dem, was dir wirklich wichtig ist. Du beginnst (dich) wieder zu spüren – zu wählen – statt nur zu reagieren.
Außerdem wirst du schon bald merken: Du bist viel mehr als deine (abgehakte?) To-Do-Liste. Du bist ein Mensch mit Tiefe. Mit innerer Stimme. Und das Hören dieser Stimme beginnt oft mit einem ersten Schritt – oder einem einfachen Satz auf Papier.
Dein innerer Kompass
„Spürst du dich schon oder rödelst du noch?“ ist keine Frage, die du einmal beantwortest und dann nie wieder stellst. Es ist eine Einladung – immer wieder hinzuhören. Anfangs vielleicht jeden Tag. In jedem Moment. Später – mit mehr Klarheit – wahrscheinlich in größeren Abständen. Du darfst mit dir selbst ein „Lausch in dich hinein“-Date vereinbaren. Nicht als Punkt auf der To-Do-Liste, sondern als Wohlfühlritual.
Schreiben kann dabei dein Kompass sein. Es zeigt dir, wo du stehst. Und wohin du vielleicht willst. Nicht schneller. Sondern ehrlicher. Vielleicht magst du dir heute schon Zeit nehmen – nur 5 Minuten. Ohne Ziel. Ohne Druck. Einfach schreiben, einfach sein. Nur du, dein Gefühl und deine Worte auf dem Papier. Du wirst überrascht sein, wie viel Kraft genau darin liegt.
Perfektion gibt es nicht – Oder: Der Weg ist das Ziel
Du musst nicht auf den perfekten Moment warten, um bei dir anzukommen. Denn Perfektion gibt es einfach nicht. Du kannst jetzt anfangen oder später, aber dann dauert es länger, bis zu Veränderungen sehen kannst. Vielleicht nicht sofort. Wahrscheinlich dauert es etwas. Aber Satz für Satz, Schritt für Schritt, Tag für Tag, werden sich einige Dinge für dich verändern. Wenn du nach einigen Wochen oder Monaten, vielleicht sogar nach Jahren, wieder deine frühehren Texte liest, bin ich sicher, dass du eine enorme Entwicklung erkennen wirst.
Und jetzt noch eine Frage: Legst du gleich los?
Schnapp’ dir schnell Stift und Papier und schreib‘ los. Falls du dich fragst, was du schreiben sollst, schreib’ einfach, was dir im Kopf herum geht. Wenn dir nichts einfällt, schreib’, dass dir nichts einfällt. Mache das so lange, bis der nächste Gedanke kommt. Dann schreibe diesen auf. Ganz egal, welcher das ist. Alles ist erlaubt.
Und wenn du immer noch nicht weiß, wie du anfangen kannst, hol dir mein 7-Tage-Journal als Dankeschön für die Anmeldung zu meinem Newsletter. Darin findest du täglich eine neue Frage, die du für dich beantworten kannst.
Das schaffe ich auch allein?
Du denkst jetzt bestimmt: Jetzt weiß ich, was und wie und probiere ich das direkt mal für mich alleine aus. Natürlich kannst du das so machen. Ehrlich: Ich habe das auch lange so gemacht. Ich hatte Infos, war (kurz) hoch motiviert. Doch schon sehr bald verpuffte die Energie und es hatte sich nicht wirklich etwas verändert. Ich rödelte trotzdem weiter vor mich hin.
Meine Meinung dazu: Du kannst es alleine schaffen, musst du aber nicht! Es geht viel leichter – und du bleibst besser am Ball beziegungsweise am Stift – wenn du jemanden (oder etwas) hast, die (der und/oder das) dir Orientierung gibt. Wenn wir eine neue Gewohnheit mit jemandem teilen und gemeinsam angehen, schafft das Verbindlichkeit und wir halten unsere Motivation viel, viel länger hoch. Somit steigt auch die Erfolgswahrscheinlichkeit für die neue Gewohnheit.
Zusammen geht besser
Wenn du mehr über
- mich
- das Schreiben
- und wie wir gemeinsam weitermachen können
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Zur Anmeldung, klicke auf den den Webinar-Titel oder kopiere diesem Link in deinen Browser: https://lidijatesche.de/webinar/
Und in der Zwischenzeit: Nimm’ den Schwung gleich mit. Leg’ einfach schon mal los! Also: Rödelst du noch? Oder spürst du dich schon?
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar oder schreib mir eine E-Mail an lidija@lidijatesche.de, falls du Fragen, (Themen)Wünsche, Anregungen oder Kritik an und für mich hast.
Ich freue mich sehr von dir zu lesen!
Liebe Lidija,
ich finde es so schön zu lesen, dass du mit dem Schreiben einen Weg für dich gefunden hast, wie du dich mit dir selbst (wieder mehr) verbindest. Das gelingt in der modernen Zeit durch all die Ablenkung um uns rum, nur noch schwer.
Genau wie du, habe ich auch durch das Schreiben die engste Verbindung zu mir. Das mag ich sehr!
Allerdings ist es manchmal wirklich schwer geduldig mit sich zu sein und auch die Perfektion abzulegen. Das braucht einfach Zeit 😉
Schön, dass du Menschen dabei hilfst, schreibend ihren Weg aus dem Hamsterrad zu finden 🙂
Liebe Grüße
Marina
Liebe Marina,
es freut mich, dass wir im Schreiben (noch) eine Gemeinsamkeit haben. 🙂
Und auch ich erlebe sowohl bei meinen Klient*innen als auch bei mir, dass Geduld eine wichtige Komponente ist.
Wenn etwas nicht schnell (genug) geht, darf man das aushalten, was oft nicht so leicht ist.
Lieben Dank für deinen positiven und motivierenden Kommentar.
Herzliche Grüße
Lidija
Liebe Lidija,
vielen Dank für Deine Perspektive zu meiner Blogparade „Spürst Du Dich schon oder rödelst Du noch?“ (https://renatamauz.de/blogparade-selbstfuersorge/)
Du hast genau den Gedanken aufgegriffen, den ich auch im Kopf hatte und es mit diesem Satz schön ausgedrückt: „Und so „rödelst“ du durch den Tag, und den nächsten, und nächsten… funktionierst im Autopilot-Modus.“
Genau das ist es, was Kraft kostet und uns langfristig erschöpft. Treffend finde ich Deine Formulierung, wenn Zweifel aufkommen, ob wir etwas noch schaffen können, dann ist es eigentlich schon ein Indikator, dass es uns zu viel wird und wir eine freundliche Alternative brauchen, um „Nein“ zu sagen.
Herzlichen Dank, dass Du Deine Gedanken geteilt hast!
Liebe Grüße,
Renata
Liebe Renata,
es war mir eine große Freude diesen Beitrag zu schreiben.
Ich danke dir, für deinen ermunternden und wertschätzenden Kommentar.
Erkennen, was da ist, kann oft der wichtigste Schlüssel zur Veränderung sein.
Herzliche Grüße
Lidija