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ABC der Emotionsregulation – Teil 2

Ich bin gerade hochmotiviert und absolut im Flow, daher lege ich direkt den zweiten Teil des Emotionsregulations-ABCs nach.

D – Druck und dauerhafter Stress

Wenn wir permanent oder zumindest oft Termin-, Leistungs-, oder sonstigen Druck verspüren – sei dieser real vorhanden oder nur persönlich gefühlt – stellt sich ein dauerhafter Stress ein, der sich sowohl auf unsere Psyche als auch auf unseren Körper auswirken kann bzw. auswirkt. Das Ergebnis ist jedoch dasselbe: Das Nervensystem ist aktiviert und befindet sich im Ausnahmezustand, auch wenn keine unmittelbare (Lebens-)Gefahr besteht.

Was ich damit meine, wenn ich schreibe „real vorhanden oder nur persönlich gefühlt“ ist, dass manche Menschen denken, dass sie alles (alleine?) schaffen müssen – am besten schon gestern – doch tatsächlich steht niemand daneben, der sie wirklich antreibt. Diese inneren Antreiber können verinnerlichte Glaubenssätze sein, die wir aus unserer Kindheit und Jugend unbewusst übernommen haben. Und nicht immer waren die Ursachen dafür „negativ“ gemeint. Meist wollten unsere Bezugspersonen, Lehrer etc. uns damit unterstützen, doch wie sich das unbewusst festsetzen kann, kann niemand vorhersagen.

Ich bin davon überzeugt, dass wir uns meist den Druck selbst machen, weil wir einem verzerrten Ideal entsprechen wollen. Durch die (sozialen) Medien wird uns eine Realität „vorgespielt“, die so nicht (immer / in ganzem Maße) real sein kann. Dennoch verspüren wir dennoch den Druck den anderen zu gefallen. Dieses Verhalten ist evolutionär bedingt. Wir wollten unserer „Sippe“ gefallen, damit wir akzeptiert wurden und Teil der Gemeinschaft blieben. Es gab eine Zeit in der Menschheitsgeschichte, als das Dazugehören tatsächlich über Leben und Tod für die einzelne Person entschied.

Heute merken wir diesen Druck nicht immer bewusst, aber früher oder später, wenn wir kein „Ventil“ finden, kann uns das „um die Ohren fliegen“. Manchmal sind es ungünstige Verhaltensweisen die sich einstellen, aber nicht selten können auch körperliche Symptome auftreten. Von ungesunden und/oder ungezügelten Essgewohnheiten, über (Ein-)Schlafstörungen und Wutausbrüchen bis (Kopf-, Rücken-, …)Schmerzen und vielen anderen Symptomen kann individuell alles dabei sein.

Mit den Werkzeugen der Emotionsregulation (z. B. Atem-, Körperübungen, Klopftechniken etc.) können wir dem Druck entgegenwirken und unser Nervensystem beruhigen.

E – Einschlafstörungen

Ob Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen, andere Schlafstörungen, egal, denn eines haben sie gemeinsam: Sie setzen der betroffenen Person massiv zu, wenn sie dauerhaft auftreten. Diese können auch noch von anderen Symptomen begleitet werden, z. B. grübeln, katastrophisieren, Schmerzen etc.

Wenn unser Nervensystem in Aufruhr ist, werden verschiedene (Stress-)Hormone ausgeschüttet, die unterschiedliche Funktionen im Körper übernehmen. In realen Gefahrensituationen sind diese äußerst nützlich, jedoch können sie in Stresssituationen, die keine reale Gefahrdarstellen unseren Körper und damit unser Leben ungünstig beeinflussen.

Beispielsweise kann ein hoher Cortisolspiegel zu (Ein-)Schlafstörungen führen. Mit gezielten Übungen (s. B – Beruhigungsübungen im Blogartikel „ABC der Emotionsregulation – Teil 1„) können wir das Nervensystem beruhigen und dazu beitragen, dass der Cortisolspiegel sinkt. Dies kann sich positiv auf viele Bereiche auswirken, nicht zuletzt auf unseren Schlafrhythmus und unsere körperliche Gesundheit.

F – Fight, Flight, Freeze (und Fawn Response)

Wie oben bereits beschrieben, reagiert unser Nervensystem sowohl auf reale (Lebens-)Gefahren, herausfordernde Ereignisse bzw. traumatische Erlebnisse als auch auf andere Stressauslöser (Termin-, Arbeitsdruck, zwischenmenschliche Konflikte etc.) in derselben Art und Weise mit der (Über-)Erregung des Nervensystems. Es werden automatisch und unbewusst körperliche Ressourcen in (Milli-)Sekunden freigesetzt und ermöglichen uns auf die Gefahrensituation angemessen zu reagieren.

Dies kann Kampf oder Flucht bedeuten (Fight or Flight), je nachdem, wie gut unser Nervensystem instinktiv unsere Überlebenschancen einschätzt. Aber auch Erstarren (Freeze) kann die Lösung sein, wenn wir uns „totstellen“, damit ein Angreifer das Interesse verliert. Der vierte Zustand zielt darauf ab die Gefahr durch „mitspielen“, sich „kleinmachen“ und die Harmonie (wieder) herstellen (Fawn Response) abzuwenden.

Unser Nervensystem hat (manchmal) die Möglichkeit sich „abzureagieren“. Wenn wir kämpfen, „verpulvern“ wir unsere überschüssige Energie, bei der Flucht ebenfalls. Wenn wir erstarren ist es nicht immer so einfach. Aber wenn wir uns beispielsweise Tierdokus ansehen, kann man beobachten, dass ein gejagtes Tier – wenn es durch Erstarrung dem Tod entgangen ist – sich aufrappelt und dann zunächst in Zittern verfällt und den ganzen Körper „schüttelt“. Bei Menschen kann man das ist einem Schockzustand, z. B. nach einem Unfall, ebenfalls oft beobachten, wenn die betreffende Person unkontrolliert zittert und mit den Zähnen klappert.

Nicht immer ist eine Abreaktion der aktivierten Kräfte möglich. Die Folge davon kann sein, dass unser Nervensystem in der Übererregung „stecken“ bleibt. Um das „Steckenbleiben“ zu vermeiden oder aber eine „steckengebliebene“ Übererregung zumindest zeitweise zu entschärfen, kann man die bereits mehrfach erwähnten Beruhigungsübungen anwenden.

Sind die Infos für dich hilfreich? Wünschst du dir noch etwas Anderes?

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Ich freue mich sehr von dir zu lesen.

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