Zu jeder Tages- und Nachtzeit kann es auftreten und ist absolut nicht einfach es zu stoppen: das Grübeln über zurückliegende beziehungsweise bevorstehende Ereignisse und/oder das Gedankenkreisen um ein bestimmtes – meist unangenehmes – Thema. Über kurz oder lang schlittert jeder von uns hinein, wenn wir keinen individuellen Weg finden, um uns daraus zu lösen. Wer es schon mal – oder gar dauerhaft – selbst erlebt (hat), wird wahrscheinlich die folgenden Szenarien kennen, vielleicht sogar fürchten. Zumindest die Konsequenzen davon…
Und so oder so ähnlich könnte alles beginnen und sich entwickeln:
Morgens
Du bist früh aufgestanden, hast alles für den Tag, für dich – und vielleicht auch für dein Kind, womöglich sogar für deine*n Partner*in – vorbereitet, bringst ggf. dein Kind zur Schule oder in die Kita, fährst anschließend abgehetzt zur Arbeit. Unterwegs kreisen deine Gedanken darum, ob du auch an alles gedacht hast. Habe ich alle Fenster geschlossen?
Irgendwann bist du bei der Arbeit angekommen und neue Gedanken kommen hinzu. Was ist vom letzten Arbeitstag unerledigt geblieben? Welche Aufgaben müssen heute dringend erledigt werden? Welche Termine stehen an? Hier gibst du für deinen Arbeitgeber mehr als dein Bestes. Sogar die Mittagspause lässt du möglicherweise weg. Dann schielst du irgendwann auf die Uhr und stellst mit Schrecken fest, dass du wieder länger gearbeitet hast. Eigentlich müsstest du schon im Auto sitzend mindestens zwei Straßen weiter an der Ampel stehen, wenn du pünktlich sein wolltest. Dieser Zug ist jetzt allerdings schon abgefahren. Während du Feierabend machst und alles wegräumst, grübelst du, welchen möglichst kurzen Weg du wählst, um nicht in Stau zu geraten.
Nach Feierabend
An diesem Punkt ist dein Stresslevel schon sehr, sehr hoch. Gefühlt ist dein Kalender 120%ig ausgebucht, du hast noch nicht eingekauft, geschweige denn gekocht – womit auch, wenn der Kühlschrank leer ist? Außerdem sitzt du noch im Auto auf dem Heimweg. Ach ja, und bald kommt auch schon dein Kind nach Hause oder bist du schon spät dran, weil die Abholzeit der Kita vor 5 Minuten begonnen hat? Wann war nochmal der Arzttermin? Schon in 7 Minuten?! Alles klar, das kannst du noch schaffen! Oder?! Und wenn du schnell dran kommst, dann klappt es später vielleicht noch mit deinem Sportkurs. Oder vielleicht auch nicht. Egal…
Abends
Mit Ach und Krach hast du irgendwie alles erledigt, außer den Sportkurs. Natürlich. Nach all dem Trubel willst du nur noch erschöpft auf die Couch und deine Lieblingsserie anschauen. Wenn du Stunden später ins Bett fällst und schlafen willst, weil du hundemüde und geschafft bist, liegst du aber noch ewig wach. Denn was sich nicht einstellen will, ist die Ruhe…
Die Gedanken an den vergangenen Tag und an die Aufgaben, Erledigungen und Termine von morgen und der nächsten Tage, geistern und kreisen dir im Kopf herum. Und dann war da noch das unangenehme Gespräch auf der Arbeit… Vielleicht gibt es auch noch ein Thema, das dich schon seit Tagen/Wochen/Monaten beschäftigt… Längst vergangene Erlebnisse kreisen dir auch immer wieder im Kopf herum. Kann einer mal den Standby-Knopf drücken? Schön wär’s!
Wenn du jetzt denkst: „F***! That’s my life!“ (Sch***! Das ist mein Leben!), hast du mehrere Optionen. Ja, wirklich! Kein Scherz. 😉
Denn unabhängig von unseren Lebensumständen und Situationen, in denen wir meinen festzustecken oder bleiben zu müssen, haben immer eine – wenigstens klitzekleine – Wahl und auch Gestaltungsmöglichkeiten, zumindest begrenzte. Und einige davon stelle ich dir hier gerne vor.
Auf in die nächste Runde?
Du kannst im Bett bleiben, dich hin und her wälzen und weitergrübeln. Natürlich wird dein Körper irgendwann mal soweit sein, dass du auch mal einschlafen wirst, aber das kann Stunden dauern. Dadurch wird deine Erholungszeit kürzer, dein Stress von gestern kann nicht abgebaut werden. Wenn du nach nur wenig Schlaf einfach wieder loslegst in die nächste Runde, beginnst du deinen Tag bereits mit einem erhöhten Stresslevel. Der „Raum“ oder die Toleranz, um neuen Stress, den dein Tag (wenn er erneut so verläuft, wie oben beschrieben) wahrscheinlich zwangsläufig mitbringt, wird immer kleiner.
Lebst du tagein tagaus so oder so ähnlich, dann wird dein Stresslevel immer höher und höher, deine Möglichkeiten zur Ruhe zu kommen immer kleiner und irgendwann läuft das sprichwörtliche Fass ziemlich sicher über. Im schlimmsten Fall kann es dein ganzes Leben beeinträchtigen und sogar diagnosewürdig werden, sich also zu eine tatsächlichen Erkrankung ausweiten, statt nur störend zu sein.
Willst du weitermachen wie bisher? Oder…
Selbstregulati…oooonnn…
In unserer schnelllebigen Zeit und wenn wir dem üblichen Alltagstrott folgen, werden wir vermutlich nicht allen stressenden Umständen entgehen können, aber wir haben es immer in der Hand, wie wir damit umgehen wollen.
Mit den bereits mehrfach erwähnten Regulationsübungen können wir dem Stress zumindest die Spitze nehmen. Natürlich sind sie kein Stress-Weg-Zauber, aber zumindest eine Möglichkeit mit stressigen Situationen gelassener umgehen zu können. Merken wir, dass uns etwas stresst, dann können wir uns bewusst dafür entscheiden, einen Moment herauszutreten und mit einer oder mehreren Übungen etwas Regulation in unser System zu bringen. Und in der Regel bewirkt das, dass wir klarer sehen können und womöglich erkennen, ob etwas Stressiges jetzt wirklich sein „muss“ (was meist gar nicht so ist) oder vielleicht anders gelöst oder verschoben werden kann.
Regulation bedeutet aber nicht automatisch Entspannung und alles ist schön. Es kann nämlich auch passieren, dass die Regulationsübungen sich zunächst unangenehm anfühlen, dir vielleicht Tränen kommen. Du kannst dann die Übung pausieren oder eine andere Übung versuchen. Sorge auf jeden Fall gut für dich. Und es lohnt sich auch darauf zu „hören“ was dein System dir z.B. mit den unangenehmen Gefühlen sagen möchte. Manchmal braucht es dafür (professionelle, z. B. psychotherapeutische) Begleitung.
Die Regulationsübungen sollen auf keinen Fall dazu dienen, dich selbst auszubeuten und im „Hamsterrad“ immer und immer weiterzurennen. Aber es kann ein Mittel sein, dem Stress im Alltag die Spitze zu nehmen, um beispielsweise nicht einen Gefühlsausbruch zu riskieren gegenüber Menschen, die diesen nicht abbekommen sollen, wie z.B. dein Kind oder dein*e Partner*in.
Der Optimalfall wäre natürlich, dein Leben so (um) zu gestalten, dass du langfristig mehrheitlich entspannter deinen Alltag gestalten kannst. Auch dabei kann dich die Regulation mit Hilfe der Übungen unterstützen.
Eine weiter Möglichkeit ist…
Kritzle es heraus!
Schnapp dir einen Zettel oder ein (schönes) Notizbuch und einen Stift, setz dich an einen Ort, der sanft beleuchtet ist, um dich nicht zu sehr aus dem Schlafrhythmus zu holen, aber der hell genug ist, dass dein*e Augenärztin keinen Schreck bekommt. 😉
ALLES, was dir durch den Kopf kreist, spukt und geistert, gehört aufs Papier. Denn die Erfahrung zeigt es: Ist es erstmal aufgeschrieben, kann es zumindest nicht mehr „weg“ oder vergessen werden. Und das kann unseren Kopf soweit beruhigen, um endlich wieder vom ewigen Grübeln (zumindest zeitweise) loszukommen.
Für das Schreiben gibt es viele, viele Möglichkeiten und einige möchte ich hier kurz vorstellen.
- Versuche es mit einem klassischen Tagebuch oder mit einem Journal, bei dem du dich deiner Gefühlswelt mit bestimmten Fragestellungen näherst.
- Gedichte
Fragst du dich jetzt: Mal ehrlich, wer hat heutzutage noch Zeit Tagebuch oder Gedichte zu schreiben? - Expressives Schreiben
- Morgenseiten oder Abendseiten
- uvm.
Es gibt viele Möglichkeiten mit deinen Gedanken in Frieden zu leben und einige stelle ich ab der Saison 2024/25 in meinen Kursen bei der VHS Iserlohn vor.
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar oder schreib mir eine E-Mail (lidija@lidijatesche.de), falls du Fragen, (Themen)Wünsche, Anregungen oder Kritik an und für mich hast.
Ich freue mich sehr von dir zu lesen.