Es ist irgendwie total absurd, oder? Schreiben tut so gut. Schreiben klärt. Schreiben verbindet. Schreiben ist persönlich mein liebstes Selbstfürsorge-Ritual – und trotzdem gibt es immer wieder Situationen, in denen sich meine Schreib-Ausreden melden. Ich komme jetzt nicht dazu. Ich kann nicht. Ich will nicht.
Was mich dann bremst?
Nicht etwa ein wirklich zu voller Terminkalender oder zu wenig Zeit – sondern diese leise, nagende innere Stimme. Sie flüstert mir diese kleinen, „klugen“ Ausreden ein, die mir weismachen wollen, dass Schreiben jetzt gerade einfach nicht dran ist. Inzwischen weiß ich, dass es totaler Bull sh*t ist, aber sie versucht es trotzdem immer wieder. Viele dieser Ausreden höre ich auch oft von meinen Klient*innen. Vielleicht kennst du sie auch?
Hier kommen meine persönlichen Top 10 – und ein paar Gedanken, wie wir sie gemeinsam entkräften können. Ganz liebevoll.
„Ich habe keine Zeit.“
Dies ist wohl die beliebteste Ausrede ever – auch bei mir.
Aber (Achtung! Spoiler!): Meist ist es nicht die tatsächliche Zeit, die fehlt, sondern die Erlaubnis, die ich mir nicht geben kann oder will, mir Zeit dafür zu nehmen.
Was würde passieren, wenn du jeden Tag nur 5 bis 10 Minuten für dich und dein Schreiben reservierst – so selbstverständlich wie Zähneputzen? Probiere es aus!
„Ich wüsste gar nicht, worüber ich schreiben soll.“
Das denke ich regelmäßig – bis ich den Stift ansetze. Denn manchmal entsteht der Gedanke erst direkt beim Schreiben. Auch wenn der Kopf vorher vermeitlich „leer“ war, kannst du dennoch mit dem Stift neue Gedanken erschreiben.
Mein Impuls für dich: Fang genau da an. Schreib beispielsweise: „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll.“ – bis ein neuer Gedanke kommt, den du aufschreibst. Und sieh zu, wie sich das Blatt füllt. Es ist meist einfacher als gedacht.
„Ich schreibe nicht gut genug.“
Autsch. Das sitzt tief.
Aber was ist „gut“? Und für wen?
Viele von uns – auch ich – haben zur Schulzeit den verhassten Rotstift zu oft abbekommen. Unsere Deutschlehrer*innen hatten einen klaren Auftrag, dieser bestand jedoch nicht unbedingt darin, unsere Kreativität und individuelle Schreibweise zu fördern. Leider!
Beim therapeutischen oder persönlichen Schreiben geht es nicht um Stil, sondern um Echtheit. Du darfst holprig schreiben. Einfach so. Nur für dich. Ungeschönt. Roh. Ehrlich.
Vielleicht berührt (dich?) genau das am meisten.
„Ich bin zu müde / zu leer / zu emotional.“
Und genau deshalb lohnt es sich zu schreiben. Denn eigentlich sind wir dauernd „zu irgendetwas“. Schreiben ist kein weiterer Punkt auf deiner ohnehin zu langen To-do-Liste. Sondern es kann ein Weg sein, dich in all dem zu halten. Gerade wenn du müde bist, darf dein Schreiben weich sein. Einfach. Vielleicht nur ein Satz. Vielleicht nur ein Wort.
„Ich brauche erst das perfekte Setting.“
Tolle Duftkerze, ruhige Wohnung, frische Blumen, entspannende Playlist… Ja, natürlich klingt das toll! Aber seien wir mal ehrlich: Manchmal ist Schreiben mitten im Alltag am effektivsten. Zwischen zwei Terminen. Am Küchentisch. An der Bushaltestelle. Im Zug.
Nicht das Setting ist entscheidend – sondern einfach die Tatsache, dass du beginnst.
„Ich hab einfach keinen Kopf dafür.“
Und manchmal ist das wahr. Zwischen den Ohren nur noch Nebel. Aber oft ist Schreiben genau das, was den Kopf wieder frei macht. Du musst nichts Großes oder Poetisches verfassen – nur ein kleines Fenster öffnen.
Vielleicht lässt du etwas los, das sich eh schon zu lang festgehalten hat.
„Ich will niemanden mit meinen Gedanken belasten.“
Diese Angst kenne ich gut. Ich will stark sein – für mich und andere. Sie verlassen sich auf mich. Wenn sie denken, dass ich nicht mehr stark bin, was dann? Aber: Schreiben darf erstmal ganz für dich sein. Niemand muss es lesen. Niemand muss es verstehen. Und manchmal, wenn du doch etwas teilst, spüren andere: „Ich bin nicht allein.“
Schreiben zusammen mit Geleichgesinnten kann sehr stärkend sein.
„Ich habe schon so oft angefangen und es nie durchgezogen.“
Das kennen ich und sicher hast auch du hin und wieder diese Erfahrung gemacht. Wir fangen etwas mit Feuereifer an und nach der anfänglichen Euphorie verpufft die Energie und das Projekt „schläft ein“. Nur ist Schreiben kein Projekt. Es ist ein Prozess. Du darfst immer wieder neu anfangen. Heute. Jetzt.
Es geht nicht um’s Durchhalten. Du brauchst keine Disziplin. Nur einen Moment. Und vielleicht deine eigene Erlaubnis.
„Ich hab’s nicht so mit Worten.“
Und trotzdem sprichst du. Denkst. Fühlst. Du hast genug Worte in dir – du darfst ihnen auch Raum geben. Es muss nicht „schön“ klingen. Nur echt sein.
Manchmal sind genau die „ungelenken“ Worte die ehrlichsten.
„Ich trau mich nicht.“
Das ist vielleicht die zarteste Ausrede – und zugleich die ehrlichste. Denn Schreiben macht sichtbar, manchmal auch verletzlich. Und das braucht Mut. Aber, ich lade dich ein, eine neue Perspektive einzunehmen: Sichtbarkeit tut nicht weh. Sie verbindet.
Und niemand muss deine Worte sofort lesen – du darfst dir Zeit dafür lassen, dich erstmal selbst finden und dann entscheiden, ob noch jemand lesen darf.
Deine Worte warten auf dich
Schreiben ist nicht die Belohnung für besonders produktive, organisierte, kreative Menschen. Es ist ein Weg zu dir – mit all deinen Zweifeln, Umwegen, Ausreden und Sehnsüchten. Du darfst klein anfangen. In deiner eigenen Sprache. In deinem Tempo.
Und vielleicht hilft dir dieser Artikel, ein bisschen freundlicher und mit einem Schmunzeln auf deine „Ausreden“ zu blicken – und sie liebevoll in Bewegung zu bringen.
Schreibst du mit?
Du kannst dich ganz alleine auf die Reise begeben oder auch mit sanfter Begleitung. Meine Erfahrung zeigt, dass wir eher beginnen oder dranbleiben, wenn wir in Gesellschaft sind. Ich biete einige kostenlose Möglichkeiten an. Schau gerne bei meinen Angeboten vorbei.
Wenn du mich unverbindlich kennenlernen möchtest, lade ich dich ganz herzlich zu meinem nächsten Webinar, dieses Mal zum Thema „Tag der Freude“, am 24.07.2025 ein. Du kannst dich kostenlos anmelden.
(Falls du diesen Artikel erst später liest, wird ein Webinar zu einem anderen Thema verlinkt sein.)
Und du kannst mich auf der 5. Female Empowerment Conference erleben. Am 01.08. spreche ich in einem Bonus-Interview über meine therapeutische Arbeit. Und am 02.08. stelle ich in einem Workshop einige Schreibimpulse vor. Melde dich gerne kostenlos an!
Also, wenn du dir nicht weiterhin von anderen sagen lassen oder selbst Gründe (er)finden möchtest, warum du nicht schreiben kannst, fang einfach jetzt an!
P.S.: Dein Schreibimpuls für heute:
„Was hindert mich heute wirklich am Schreiben – und was würde passieren, wenn ich es einfach trotzdem tue?“
Lass den Stift sprechen. Und wenn du magst:
Teile gerne deine Gedanken mit mir. Hinterlasse mir einen Kommentar oder schreib mir eine E-Mail an lidija@lidijatesche.de, falls du Fragen, (Themen)Wünsche, Anregungen oder Kritik an und für mich hast. Ich freu mich drauf!
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